Werner Pentz - index


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Vier Gedichtbände


"Poems" Gedichte 2008-2013

„Anti-Gedichte“ 1993-2000

"Europa“ 1991

"Gedichte“ 1992-2000

 


 

 Ich bin nicht


Mit mir kann man nicht punkten;
Du kannst mich nicht mitzählen;
Ich bin kein Stein in der Mauer;
auf mich kann man nicht bauen.

Mit mir kann man nicht prahlen;
mich nicht auf die Waage legen;
keine Goldene Eier ausbrüten;
noch auch hausieren gehen.

Ich bin kein Bundesschatzbrief;
schüttele keine Dividenden aus;
zellteile mich nicht unendlich;
geschweige denn bilanzträchtig.

Steig in kein and’res Boot,
glaube nicht an ein Dir,
habe kein Gefühl fürs Wir,
dafür ohne seelische Not.

Mir fehlt der Punkt auf dem i;
mir geht jegliches Gefühl ab;
bin Diamant, Erz, ein Gedicht:
schön hässlich, einfach ...

Bin flirrender Fleck im Licht,
die Lücke im Gedächtnis,
der Bergregen im Sommer,
Gewürm in deinem Gedärm.

Bin die Weisheit der Straße
und die Kröte in der Kehle;
der Moment des sanften Todes;
ich komme, wenn alle gehen.





Warnung an meine konstruktiven Kritiker!

Meine Wut genauso wie Scham
kennt keine Grenzen mehr, was
mich leitet jetzt, bin doch aufge-
scheucht wie ein Wespennetz.


Dünkt, Hass ist Ansporn allein
hinter Euerm infam gesteckten
Ziel, mich ganz und gar zu beschämen
tief bis in die Haarwurzeln hinein.


Denn um wie viel einfacher ist’s
zu finden ein Haar in der Suppe
als zu schmieden edle Verse
gar galanten, flüssigen Reimes!


So nenne ich das „infam“ und
 es ist nicht zu harsch gesagt,
 wüsstest Ihr, wie ich mich plagt‘
zu setzen die Worte gar rechtens.


Doch zum zwanzigsten Mal das
Poem verbessert, durch Mäkler
konstruktiver Einwände – he,
jetzt, wo ich‘s les‘, bin baff ich!


Gut zwanzig Hände stichelten an
 einem Werk, das man nennt Flicken,
besser aber Grausig‘ Machwerk,
 dain frech viele Alien Zähne fletsch‘n.


War das mal mein Werk? Oder
gehört‘s den Kritikastern, die
soll’s, als Lorbeer um den Hals,
strangulieren – pff, zum Teufel!


Ja, zum Satan damit, wenn es
auf meinem Stallmist nicht ge-
 wachsen ganz und gar, was noch
 soll ich mit so einem Gedicht?


Zur letzten Warnung jetzt vor-
gelegt; überlegt’s Euch schwer,
ob schamlos wollt Ihr‘s zerlegen,
zerbrechen wie ein Scherbengericht?


Hoffe, dies hier original bleibt,
ohne Fehl und Tadel ist, also
rein mir ganz gehört, sonst, ja,
sonst auf zu dichten höre ich!


Der Leuchtturm

Ein Führer möcht´ ich sein
in Buch und Medium -
für Hinz und Kunz -
für den deutschen Trott;
doch bin ich selbst nur
ein Trottel in Not.


Der Zauberlehrling

Hat die alte Muse
sich doch mal wegbegeben!
Und nun soll die Poesie
auch meinem Willen leben.
Ihre Wort´ und Werke
merkt´ ich und den Sinn,
und mit kühner Reimesstärke
tu´ ich Wundersinn.

  Walle, walle Worte
manche Strophe,
daß zum Zwecke
Sinn fließe
und mit reichem,
vollem Weltsinn
zu dem Allsinn
sich ergieße.


Oh, ihr Ausgeburt von Worten!
soll die Imagination stürzen?
Seh’ ich mit jedem Buchstaben
doch schon Wörter zerfließen.
Ein verruchter Sinn,
der nicht hören will!
Wort, das du gewesen,
steh doch wieder still!
Stehe, stehe Worte
denn wir haben
euren Unsinn
voll ermessen.


Ach, ich merk´ es!
Wehe, wehe Worte,
hab´ ich doch eueren Sinn vergessen!
Ach, das Wort, worauf am Ende
es das wird, was es gewesen.
Welch entsetzliches Zerfließe!
Ach, die Poesie ist groß!
Wer spricht die Worte,
die ihren Sinn einließe?
Die ich rief, die Worte,
werd´ ich nun nicht los.
Worte seid’s gewesen...


Meine Bergpredigt

 Laßt die Frauen zu mir
wie die Kinder zu Jesus kommen.
Ich wasche ihnen nicht nur
Fuß und Köpfe gründlich.

 *

 Mit meiner Zunge streichen;
in Kreuz über ihren Körper.
Maria liegt kopfunter,
wie ich die Scham küsse.

 *

 Sie hat die Uhr dabei um;
droht, sei ja messianisch:
die Prinzipien lösen sich
im Angesicht ihrer Augen.

*

Wie Er auf dem Ölberg.
Da hinten ist das Kreuz.
Ich tue mit ihr arg Buße.
Es ist eine Bergpredigt.



Danach

 Die Rose verblich im Schattenlicht.
Der traurige Anlaß macht mich froh:
beim Anblick dieser älteren Damen,
die das Grab der Männer aufsuchen.

 Sie war bildhüsch, doch sehr treu;
schmeichelhaft für den Despoten.
Sie ist kalt und gleichgültig (wie eh!)
erniedrigend und fremd und tödlich.

 Nicht einmal mehr, wenn ich sie sehe,
spüre ich meinen weißen Samen keimen.
Jetzt, da es brennt, bleibe ich ungelabt.
Wie feige von mir, ihr doch zu trauen.

 


Nichts

 Es ist nichts
in diesem Poem,
was nicht
jetzt
in Dir
ist.



 

Das bayerische Reinheitsgebot

 

Treffa sich zwee Hura in Meens.
Sagt die eene zur anern:
Meens ist scho a verseechds Loch,
a verseechds Loch.
Sagt die aner: Meens auch.

 

Des kenna fei mir
in Bayern net sogn,
denn bey uns herrscht
allaweil nu unt immerdoa:
DAS REINHEITSGEBOT.

 

 

Mein gezeichnetes Ich

Durch soviel Formen geschritten,
d urch Wünschte, Sollte und Könnte,
doch alles wurde erlitten
durch die ewige Frage:
wo ist die Kohle?

 

Das ist keine Reimfrage.
Der Dichter immer schon wußte,
es gibt nur eines: Fiskalie
ob Hunger, ob Durst, ob Kälte
als ein Dunkles: ich leben mußte.

 

Ob Subjekt, ob Objekt, ob Prädikat,
was alles erdichtet, zerfällt
angesichts zweier Dinge: Zertifikate
und Geld.


Frühlingsgedicht - Blaues Band/Eduard Mörike

Sie ist´s!

Gedichte lassen ihren Elektrosmog
Wieder flirren auf dem Monitor;
Alte, sattsam bekannte Buchstaben
Streifen ahnungsvoll das Visier;
Prädikate träumen schon,
Wollen balde kommen.
- Horch, von nah ein echter Reim!
Poesie, ja du bist´s!
Schon bist du verglommen.


Einsamkeit

In diesen Zeilen
ist Sinn,
in allen Buchstaben
erkennst Du
Raum für die Orthographie.
Die Grammatik hält zwischen Punkten:

Analysiere nicht:
 Schon
ist alle Poesie
schwunden!

 


Im Gedicht

 

Seltsam, im Gedicht zu wandern!
einsam ist das Wort wie Stein,
Kein Punkt kennt den andern,
Jeder ist allein.

 

Voll der Poesie war mir die Welt
Als das Gedicht noch keines war;
Nun, da die Grammatik zusammenhält
ist keine mehr sichtbar.

 

Ehrlich, keines ist weise,
Das das Komma kennt,
Das unentrinnbar und leise
Uns alles trennt.

 

Seltsam im Gedicht zu wandern!
Doppelpunkt ist Einsamsein:
Kein Punkt sieht den andern,
Jeder ist allein.

 

 

 

 

Gedicht - nach H. Heine

 

Du bist wie ein Gedicht
so kalt und schön und rein.
Ich schau in Dich, und Nichts
schleicht mir in den Sinn hinein.

 

Mir ist, als ob ich Worte
zur Zeile sich setzen sollt,
denkend, daß Etwas Dich halte
so kalt und schön und hold.

 

 

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